Diskussion zum Internationalen Frauentag: Das Ergebnis ist ernüchternd – da muss sich was ändern

Titelbild zur Podiumsdiskussion zum Internationalen Frauentag
Digitale Podiumsdiskussion der IG BCE Bayern zum Internationalen Frauentag. Foto: Michael Kniess

Frauen in Führungspositionen – was 2021 normal sein sollte, ist es nicht. Noch immer sind mehr als die Hälfte aller Führungskräfte in Wirtschaft, Politik oder Verwaltung männlich. Warum das so ist und wie es besser werden kann, darüber diskutierten anlässlich des Internationalen Frauentags vier Vertreterinnen der Arbeitgeberseite, Landespolitik, Wissenschaft und Gewerkschaft auf igbce.pro, dem digitalen Kompetenzzentrum der IG BCE Bayern. Moderiert wurde die virtuelle Podiumsdiskussion von Julian Liebner, dem für Frauenarbeit zuständigen Gewerkschaftssekretär.

BWL-Professorin Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim geht seit 16 Jahren der Frage nach, warum der Finanzmarktbereich vorwiegend eine männliche Domäne ist. Lediglich zehn Prozent der Führungspositionen werden dort von Frauen bekleidet. Ihre Erklärung: »Frauen befürchten, dass sie ihre eigenen Moralvorstellungen nicht mit den Erfordernissen am Arbeitsplatz in Einklang bringen können.«

Ein ähnlich ernüchterndes Bild zeichnete Simone Strohmayr. »Das Gleichstellungsgesetz ist leider immer noch ein zahnloser Tiger«, kritisierte die bayerische SPD-Landtagsabgeordnete und frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. »Wir müssen endlich dafür sorgen, dass ein Nichtbefolgen Konsequenzen hat. « Ihre Forderung für mehr Frauen in Führung: Gremiensitzungen dürften nicht vorwiegend zu familienunfreundlichen Zeiten stattfinden, Kinderbetreuung dürfe nicht länger als »Gedöns« abgetan werden.

In manchen Bereichen arbeiten mehr Frauen, die Führungskräfte sind jedoch Männer

Überhaupt sei die Phase, in der eine Frau Kinder bekommt, noch immer eine Zäsur in der Berufskarriere, so Susan-Stefanie Breitkopf, Arbeitsdirektorin und Mitglied in der Geschäftsführung beim Chempark-Betreiber Currenta. Die Fachanwältin für Arbeitsrecht gab zu bedenken: »Es ist paradox. In den Rechtsabteilungen von großen Unternehmen arbeiten oft Frauen, weil sie herausragende Studienabschlüsse haben. Doch die Leitungsposition hat meist ein Mann inne.«

Eine Situation, die auch für Beate Rohrig weder hinnehmbar noch nachvollziehbar ist: »Die Unternehmen verpassen damit die Chance sich weiterzuentwickeln, wenn sie dieses Potenzial nicht nutzen.« Die Landesbezirksleiterin der IG BCE Bayern weiter: »Wir müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern. Es kann beispielsweise nicht sein, dass wir nach wie vor das Ehegattensplitting anwenden und damit das antiquierte Einverdienermodell unterstützen.«

Das Resümee der vier Diskutantinnen: Frauen müssten lernen hartnäckiger zu sein und sich selbst mehr zutrauen. Weitaus größer sei dagegen die To-do-Liste für die Gesamtgesellschaft. Das beginne bereits bei der Frage, wie Kinder sozialisiert werden: »Wieso wird bei Jungen die Wettbewerbsfreude gefördert, bei Mädchen dagegen meist sanktioniert?« Dies war nur eine der Fragen, mit der die virtuellen Gäste in den Abend verabschiedet wurden.

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